Ev.-luth. Nicolaigemeinde Herzberg

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Jubelkonfirmation in der Nicolai-Kirche

Am 18. Juni 2023 wird die Diamantene-, Eiserne- und Gnadenkonfirmation in der Nicolai-Gemeinde gefeiert. Der Gottesdienst beginnt um 14:00 in der Nicolai-Kirche. Anschließend lädt der Kirchenvorstand zum Kaffeetrinken in das Martin-Luther-Haus ein.

Erneuerte Lutherübersetzung zum Reformationsjahr 2017

Seit einigen Wochen ist die neueste Bibelübersetzung erhältlich. Nein, Übersetzung ist nicht zutreffend, Korrektur der bisherigen Bibelausgabe (von 1984) muss es heißen. Aber da fragt man sich doch: waren Luthers Übersetzung und alle nachfolgenden Bibelausgaben so fehlerhaft, dass sie geändert werden mussten? Nun, Luther selbst hat die zu seinen Lebzeiten erschienenen Bibelausgaben auch ständig korrigiert, beim Neuen Testament nachweislich bei 17 Ausgaben, beim Alten Testament bei 13 Ausgaben. Und ich bin mir sicher, wenn Luther hier und heute lebte, würde er die Bibel auch anders übersetzen als vor 500 Jahren. Bekannt sind gegenüber der ersten Lutherbibel über 50.000 Änderungen. Fast alle sind jedoch keine Fehler, die den Sinn der Bibeltexte verändert hätten. Es sind einfach Anpassungen bei der Rechtschreibung, bei der Grammatik und bei den sich in 500 Jahren gewandelten Worten und ihrer Bedeutung.
Ein paar Beispiele mögen das verdeutlichen:
Luther schreibt „Wehmutter“, heute sagen wir Hebamme. Statt „Schnur“ sagen wir Schwiegertochter. Eine „Dirne“ ist zu Lebzeiten Luthers eine junge Magd. Eine „Anfurt“ ist ein Hafen. Ein „eitler Mensch“ ist ein törichter Mensch, oft nicht ganz richtig im Kopf. Und kaum ein Deutscher, auch Luther nicht, wusste damals, wie „Crocodylon, Mygalon, Oryx, Camaeleon, Trageaphus und Camelopardes“ aussahen (3. Moses 11). Also fügte Luther Namen von in Deutschland allseits bekannten Tieren ein: Wiesel, Maus, Eidechse, Maulwurf usw. Heute kennen selbst Kinder schon das Chamäleon. Also kann man es auch in die Bibel reinschreiben.

PS: Versetzen Sie sich einmal in die Rolle eines Übersetzers bei folgendem Satz:
„Bei der Konferenz der Außenminister verteilte der Vertreter Deutschlands Noten.“
Wie würden Sie das mit Hilfe eines Wörterbuchs in eine andere Sprache übersetzen? Musikstücke verteilen? Zensuren geben? Geldscheine schenken? Diplomatische Schreiben überreichen? Teekesselwörter nennt man so etwas in unserer Sprache. Das zutreffende Wort ergibt sich manchmal direkt aus dem Zusammenhang, manchmal aber auch erst aufgrund intensiver Forschungen.

In der Apostelgeschichte lautet bei Luther ursprünglich eine Stelle: „Da aber der Sudwind webd, und sie meineten, sie hetten nun jr furnemen, erhuben sie sich gen Asson, und fuhren an Creta hin.“ Das verstanden die Menschen im 16. Jahrhundert ohne weiteres. Heute müssen wir schon sehr raten und sind für den modernen Text dankbar.
Ohne weiteres auch heute noch verständlich ist für uns Luthers „Übersetzung“ des Psalm 23: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
In der allerersten 1466 auf Deutsch gedruckten Bibel (von Johannes Mentelin) begann es wie folgt: „ Der Herr, der richt mich, und mir gebrast nit, und an der Statt der Weide, do setzt er mich. Er führte mich ob dem Wasser der Wiederbringung . . .“ Das mag vielleicht dem Urtext wortgetreuer entsprechen, aber der Sinn des Psalms ist für uns so nicht verständlich. Luther hatte das erkannt und scheute sich nicht, die Texte so zu formulieren, dass alle, die Lesen konnten, es auch verstanden, ohne dass er dabei vom Urtext abwich. Und genau so ist es bei den in der Folgezeit „revidierten“ Bibeln auch.
Ein Anliegen der Revision 2017 bei der Lutherbibel ist es auch, zu der kraftvollen und ausdrucksstarken Sprache Luthers zurückzufinden, nachdem im vorigen Jahrhundert bei mehreren Bibelausgaben ein Trend bestand, ohne inhaltliche Notwendigkeit sprachliche Modernisierungen vorzunehmen.
Neu ist, dass auch Teile der Apokryphen mit aufgenommen wurden, für viele Leser sicher ein neues Feld, das es zu beackern gilt. In diesem Bereich mussten übrigens die meisten Änderungen am Wortbestand vorgenommen werden. Das erklärt sich daraus, dass die Apokryphen in der Vergangenheit meistens nicht in den Bibeln standen und so ein großer Nachholbedarf bei der Sprachanpassung bestand.
Ich bedaure, dass der gewählte Druck bei längerem Lesen ein rechtes Augenpulver ist. Buchstaben und Zeilen stehen zu eng. Der Druck von der Rückseite scheint durch. Es bleibt zu hoffen, dass andere Ausgaben diesem Mangel abhelfen.

Ich wünsche allen viel Freude beim Lesen in der Lutherbibel 2017.
Reinhard Gerndt

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