KU-Tag des Kirchenkreises Harzer Land
Es war ein toller Tag, es hat Spaß gemacht und es war richtig anstrengend und ich will das nicht wieder machen! Widersprüchlich? Ja! Manchmal
ist das so.
Wir haben 18 Monate geplant, 70 Ehren- und Hauptamtliche geschult, viel Geld in die Hand genommen, viel geschrieben, telefoniert, besprochen, gelöst und wieder verworfen. Am Ende kamen fast 400 Menschen ins Martin-Luther-Haus, davon 320 Konfirmanden und Konfirmandinnen.
Die angrenzende Oberschule stellte uns Räume und Personal zur Verfügung und von der anderen Seite kam die Unterstützung, um alle satt zu bekommen. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an die Leitung der Oberschule und deren Mitarbeiter und an die Fleischerei Engelmann, die ihren Job richtig gut gemacht hat und natürlich an die vielen Menschen, die mitgeholfen haben, viel von ihrer Zeit gespendet haben, um diesen Tag zu realisieren.
In 32 Kursen, in 16 Räumen wurde mit allerlei technischem Aufwand und verschiedenen Methoden versucht, die Jugendlichen über Rechtsextremismus zu informieren. Zahlen-, Dress und Zeichencodes, Rechte Musik, Fanatismus und rechte Gewalt im Sport... und Vieles mehr und doch hatte ich das Gefühl, dass der Transfer ins eigene Leben bei den Allermeisten nicht vollzogen wurde / werden konnte. Mit viel Hoffnung glaube ich, dass wenigstens ein paar Samen auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Aber der Boden war schlecht bereitet. Kaum einer der Jugendlichen konnte mit Syrien, der Flüchtlingsproblematik oder dem Wort »Lampedusa« etwas anfangen, geschweige denn mit unserer jüngsten Geschichte.
»Rechtsextremismus ist mit der Botschaft Gottes nicht vereinbar«, das war die Botschaft des Tages und ich habe das Gefühl, dass unsere Zukunft zunehmend von einem Kampf zwischen diesen beiden Polen bestimmt wird. Rechtsextremismus ist mehr eine Ideologie als eine politische Einstellung und wird gespeist aus Angst, Egoismus und einem fatalen menschenverachtenden Hass. Wenn ich Jesus als die Zentralfigur unseres christlichen Glaubens, der aus Liebe sein Leben gibt, seinem Gegenteil gegenüberstelle, dann ist das einer, der zum Erreichen seiner Ziele über Leichen geht. Wenn ich das Jugendlichen verdeutliche, entgegnen sie mir:«Der ist schön blöd, dass er sein Leben für mich opfern will. Ich würde für mich selber sorgen!« Sehen unsere Kinder die Welt so? Erleben sie nicht mehr, wie sich jemand für sie einsetzt? Wenn ich in den neuen Medien unterwegs bin, erhärtet sich dieser Eindruck. Da ist der unbekannte Taschendieb südländischen Aussehens, da ist der Unbekannte, der Autos bespuckt, sicherlich ein junger Mann und arbeitslos, da wird ein fadenscheiniger Bericht lanciert, dass man nicht mehr »Grüß Gott« sagen dürfe, damit Muslime nicht beleidigt werden und alle schütten ihren verbalen Haß aus, ohne auch nur einmal nachzudenken. Unlängst saß ich in vertrauter Runde und plötzlich wischte einer mit einem kurzen Satz den Holocaust vom Tisch, in dem er sagte:«Die haben doch selber Schuld!« Ich hab drauf gewartet, dass mal jemand anderes was sagt, aber es blieb still.
Ich werde mich jetzt den subtilen Dingen widmen.
Burkhard Brömme